Im Juni 2019
von Res Hofmann
Fast 60 Prozent der Haushalte in der Stadt Bern verzichten laut Bundesamt für Statistik BFS auf ein Auto. Im Breitsch und in der Lorraine sind es gar noch mehr. Die SP Bern-Nord fordert, diese Quartiere für den Durchgangs- und Pendlerverkehr unattraktiv zu machen. Die Stadt soll im Nordquartier vorwärts machen mit der Verkehrsberuhigung. Weniger Verkehr heisst mehr Leben im Quartier. Motto: Mehr Platz für AnwohnerInnen statt für Autos.
Der Trend zum Haushalt ohne Auto ist ungebrochen. 2015 waren 57 Prozent aller Haushalte auf Stadtgebiet autofrei, ein Plus von vier Prozent in fünf Jahren. 2010 hatte das BFS erstmals über die Hälfte (53 Prozent) der Stadtberner Haushalte als autofrei erfasst.
Breitsch-Lorraine: Zweidrittel ohne Auto
Die SP Bern-Nord hat die Statistiken auf die Ebene Stadtteile heruntergebrochen: Breitenrain-Lorraine folgt mit 67 Prozent nur einen Prozentpunkt auf den Spitzenreiter Länggasse-Felsenau. Die SP hat zusätzlich 29 Strassen im Nordquartier angeschaut: In acht kommen 71 bis 84 Prozent ohne Auto aus. So sind es am stark befahrenen Viktoriarain 77 Prozent. Nicht nur besitzen die StadtbewohnerInnen weniger Autos, es fahren auch weniger Autos durch Bern. Zwischen 2014 und 2017 nahm der motorisierte Individualverkehr gemäss Verkehrsmessungen um fast 10 Prozent ab, wie «Der Bund» im April 2018 berichtet hatte.
Ärgernis Pendlerverkehr
Weniger Autobesitz hat Schattenseiten: Vermehrt vermieten Ex-BesitzerInnen Park- und Einstellhallenplätze oder Garagen an AutopendlerInnen. Was dem Einen ein Zusatzeinkommen bedeutet, ist der Anderen ein Ärgernis.
Die SP appelliert an die BesitzerInnen, ihre Parkflächen für andere Nutzungen oder nur an QuartierbewohnerInnen zu vermieten. Die Stadt sollte mehr Parkplätze abbauen, damit weniger PendlerInnen die Quartiere ansteuern. PendlerInnen können schon am nächsten Bahnhof auf den ÖV umsteigen.
Mit- statt Gegeneinander
Die SP fordert auch Tempo 30 auf Hauptstrassen wie dem Nordring. Dies verlangsamt Durchfahrten, vermindert Lärm und Abgase, macht die Strassen sicherer und sollte für weniger Stau sorgen. Achsen durchs Quartier wie die Beundenfeld-, Militär-, Kasernen- und Breitenrainstrasse sollen durch Einbahnverkehr und Riegel beruhigt werden, ebenso die Viktoriastrasse und der Viktoriarain. Dies hält den Durchgangsverkehr fern. Die SP verlangt auch mehr Begegnungszonen für ein konfliktfreies Miteinander im Nordquartier.
Die Stadt Bern entmotorisiert sich
In der Stadt Bern besitzen immer weniger Haushalte ein Auto und es fahren auch immer weniger Autos durch die Stadt und dies, obwohl die Bevölkerung wächst. Das belegen verschiedene Statistiken. Eine Arbeitsgruppe der SP Bern-Nord befasst sich seit Jahren intensiv mit dem Thema Verkehrsentwicklung und Verkehrspolitik in der Stadt Bern. Eine ihrer Aufgaben ist die statistische Analyse. Die Statistiken und Grafiken stützen sich zum Teil auf den Mikrozensus Region Bern-Mittelland des Bundesamtes für Statistik für 2015 ab. Der Mikrozensus ist am 27. März 2018 erschienen. Ferner hat die Arbeitsgruppe die kantonale Statistik des Strassenverkehrsamtes, die auf den Postleitzahlkreisen beruht, berücksichtigt. Vom Strassenverkehrsamt sowie von den Statistikdiensten der Stadt Bern erhielt die SP Bern-Nord weitere Daten.
Statistik – Die Stadt Bern entmotorisiert sich
Bemerkungen zum Parkierungskonzept der Stadt Bern und zur Absicht der Verkehrsplanung
Medienberichte
- Der Bund, 22.09.2018: Die Berner Verkehrspolitik bietet keinen Anlass zum heiligen Krieg
- Der Bund, 20.09.2018: Der Kampf um den Parkplatz
- Der Bund, 26.04.2018: Rekordtiefer Wert bei Autoprüfungen
- Berner Zeitung, 28.03.2018: Immer mehr Berner Haushalte verzichten aufs Auto
- Der Bund, 14.11.2013: Streit um die Anzahl Autos in der Stadt Bern