für alle statt für wenige

Das Elend des preisgünstigen Wohnungsbaus


Im Dezember 2014

Ein Artikel von Johannes Wartenweiler (Sekretär des Gewerkschaftsbundes der Stadt Bern und Umgebung und Vize-Präsident der SP Bern-Nord)

Der gemeinnützige Wohnungsbau kommt in Bern nicht vom Fleck. Der Versuch einer Übersicht.

In Bern steigen die Mieten von Wohnungen und die Preise von Liegenschaften. Es findet deshalb eine grossflächige Umschichtung der Wohnbevölkerung statt. Wer in einer einfachen Mietwohnung lebt, lebt auch konstant mit der Angst vor Sanierung, Verkauf, Kündigung.

Jener kleine Teil der Bevölkerung, der es sich leisten kann, investiert deshalb viel Geld ins Wohneigentum und sichert sich oder der Familie ein beständiges Umfeld – versüsst durch namhafte Steuerabzüge. Die Mehrheit, die mit einem kleinen oder einem mittleren Budget auskommen muss und – wie über die Hälfte aller Haushalte in der Schweiz – auf Wohnungsmieten deutlich unter 2000 Franken angewiesen ist, kann hier nicht mithalten und wird langsam aus der Stadt gedrängt.

Das betrifft auch viele Menschen, die für den Betrieb der städtischen und der kantonalen Infrastruktur zuständig sind: Strassenreiniger, Pflegefachleute, Angestellte der Verwaltung, LokführerInnen und PolizistInnen. Das ist die Schattenseite der neuen urbanen Welle.

Die Malaise ist bekannt. Im Mai 2014 setzte Berns Stimmbevölkerung ein Zeichen. Die Wohninitiative, die einen Drittel gemeinnützigen Wohnungsbau bei allen grösseren Projekten verlangt, wurde mit mehr als 70 Prozent Ja-Stimmen deutlich angenommen. War das ein Signal für den Aufbruch? Mitnichten! Bürgerliche GegnerInnen der Initiative erwägen den Gang ans Gericht. Zudem ist bei allen Projekten, an denen die Stadt beteiligt ist, der Wurm drin.

Zum Original-Artikel bei Journal-B