für alle statt für wenige

Verkehrspolitische Ideen für das Nordquartier


Im März 2019

von Valentine Julie Nadeau und Res Hofmann, Co-Autor

Die Lage des Nordquartiers zwischen der Innenstadt und dem Autobahnanschluss Wankdorf ist aus verkehrspolitischer Sicht schon heute problematisch. Doch werden mit Projekten wie der Umgestaltung des Anschlusses Wankdorf, einem Projekt des ASTRA und dem Ausbau der Bolligenstrasse Nord durch den Kanton, zusätzlicher motorisierter Individualverkehr (MIV) generiert und der Durchgangsverkehr noch weiter gefördert.

3V: Vermeiden, Verlagern und verträglich Gestalten
Die Stadt Bern sieht im Stadtentwicklungskonzept (STEK 2016) vor, den MIV-Anteil am Gesamtverkehrsanteil mit der 3V-Strategie zu verringern. Die 3V-Strategie steht für das Vermeiden, Verlagern und verträgliche Gestalten des MIV-Verkehrs. Während das ASTRA Strasseninfrastrukturen für den MIV in der Stadt Bern ausbaut, bewährt sich die 3V-Strategie bei den Stadtbernerinnen und Stadtbernern, denn die Anzahl der Stadtbürgerinnen und -bürger, welche ein eigenes Auto besitzen und benutzen, verringert sich jährlich.

In der Stadt Bern sind mittlerweile 57% der Haushalte autofrei. Im Stadtteil 5 sind es sogar etwa zwei Drittel. Doch die autolosen Haushalte profitieren nicht von ihrem stadtverträglichen Mobilitätsverhalten und werden mit externem Durchgangsverkehr belastet. Zur Entlastung plant die Stadt Tempo 30 auf allen Strassen im Nordquartier mit Ausnahme der Hauptachsen. Mit Tempo 30 werden Lärmemissionen reduziert, die Sicherheit erhöht und die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum gefördert.

Aufwertung von Quartierplätzen
Steigt die Aufenthaltsqualität, wird die bisherige Belebung und Aufwertung von Quartierplätzen durch die Quartierbevölkerung weiter gefördert. Im Sommer 2018 weitete sich die Belebung sogar auf den Strassenraum aus. Mit sogenannten «Parklets» werden Parkplätze temporär als Aufenthaltsräume für Menschen statt für Autos genutzt.

Für unsere Stadtteilbevölkerung, welche zunehmend weniger Autos nutzt und auf Langsamverkehr und ÖV setzt, ist ein Wandel im Bezug auf die Nutzung des Strassenraums notwendig. Steht heute dem Auto noch ein Grossteil des öffentlichen Raums zur Verfügung, soll zukünftig diese Fläche neu genutzt werden.