für alle statt für wenige

Nadine Aebischer: Stimmrecht mit 16? Jetzt!


Im September 2022

Im Alter von 16 Jahren können Jugendliche einen Arbeitsvertrag unterschreiben, ihre Konfession wählen, ein eigenes Konto eröffnen, Wein und Bier trinken und bei schweren Straftaten müssen sie Gefängnisstrafen absitzen. Stimmen und wählen hingegen dürfen sie immer noch nicht. Für mich ist das aktive Wahl- und Stimmrecht ab 16 Jahren eine Selbstverständlichkeit.
In Österreich, Malta, Belgien, Griechenland, Brasilien, Argentinien und Ecuador dürfen Jugendliche vor 18 Jahren mitbestimmen. In der Schweiz dürfen Jugendliche im Kanton Glarus schon seit 2007 abstimmen und wählen. Studien beweisen zudem, dass in Ländern mit Stimmrechtsalter 16 eine höhere Wahlbeteiligung vorliegt. Was spricht dann noch dagegen? Jugendlichen würden sich nicht für politische Themen interessieren? Stimmt nicht. Im November 2021 berichtete Swissinfo.ch, dass das Interesse der Jugendlichen an der Politik auf Rekordhöhe war. Dieses Interesse sei konstant hoch, nur die Hürden zur Politik seien entmutigend. Zudem steigt die Mitgliedschaftsanzahl in den Jungparteien stetig an. Jugendliche seien nicht reif genug? Studien beweisen, dass die kognitiven Fähigkeiten von Jugendlichen in diesem Alter genug entwickelt sind. Das strategische Denken, das für Entscheidungen bei den Abstimmungen benötigt wird, ist mit 16 Jahren voll entwickelt. Jugendliche sind mit 16 reif und informiert genug, um komplexe Entscheidungen zu treffen. Jugendliche bezahlen keinen Steuern ? Sobald Lernende einen Lohn erhalten, der über das hinausgeht, was vernünftigerweise als Taschengeld betrachtet werden kann, müssen sie Steuern bezahlen.
Genau gegen die gleichen Vorbehalte mussten die Frauen* bis vor 50 Jahren in der Schweiz kämpfen. Das regt zum Nachdenken an… Am 25.09 haben wir die Chance, Jugendlichen das Recht zur vollen Teilnahme an der Gesellschaft zu geben. Indem wir ihnen das aktive Stimm- und Wahlrecht geben, ermöglichen wir ihnen, die Gesellschaft mitzugestalten.

Nadine Aebischer, Co-Präsidentin SP Bern-Nord