Im September 2019
Gegen 2000 Freiwillige der SP haben im Rahmen der Basiskampagne schweizweit Quartierbewohnende befragt, um deren Bedürfnisse, Stimmung und Befindlichkeit vor den Nationalratswahlen zu ergründen. Auch im Berner Nordquartier waren SP-Leute unterwegs, mit dabei auch Kandidierende selbst.
Zwischen Wohnblocks brennt die Sonne gnadenlos aufs Pflaster, doch die SP-Freiwilligen gehen unbeirrt den Häusern nach. «Grüessech, wir sind von der SP und haben ein paar kurze Fragen an Sie.» Manchmal bleiben die Klingeltöne ohne Reaktion, Haustüren verschlossen, das kühle Treppenhaus versperrt. Doch immer wieder zeigen sich freundliche und interessierte Gesichter: «Kommen Sie bitte herein.» Ein Familienvater spanischer Muttersprache bietet uns sofort Wasser und Gartensitzplatz an: «Ja, es sind allesamt wichtige Themen, die Sie da ansprechen.»
Der Gesprächsleitfaden der SP erweist sich als praktisches Werkzeug, um mit unbekannten Menschen über Politik zu sprechen. Dem Familienmann bereiten insbesondere die steigenden Gesundheitskosten Sorgen. Das Bedürfnis, über relevante Themen sprechen und sich einbringen zu können, ist ihm anzumerken.
Eine ältere Alleinstehende platziert uns aufs Sofa; die Katze schleicht aus dem Zimmer. Nein, Nachtlärm störe sie gar nicht, versichert sie. Entgegen allen Vorurteilen wünschen sich auch ältere Menschen ein lebendiges Quartier, wo bis nach Mitternacht gelacht und gefeiert werden darf. Der Strassenverkehr hat im Norden nichts von seiner Ambivalenz eingebüsst.
Der Single, der sich als Grünliberaler bekennt und offensichtlich erfolgreicher Berufsmann ist, möchte nach der Arbeit sein Auto unweit der Wohnung parkieren. «Die Suche nach einem freien Parkplatz dauert oft zu lang.» Eltern wiederum sorgen sich um ihre Kinder, die auf dem Schulweg grossen Unfallrisiken ausgesetzt sind.
Nach Angaben der SP-Leitung führten die Freiwilligen schweizweit über 10‘000 Gespräche in Deutsch, Französisch und Italienisch. Nebst den vier Hauptthemen Gesundheit, Klima, Arbeit und Gleichstellung kamen auch persönliche Anliegen zur Sprache.
Campaignerin Laura Brechbühler wagt eine persönliche Bilanz über die SP-Basiskampagne: «Für mich als politisch Interessierte ist es immer wieder spannend, mit verschiedenen, auch anders eingestellten Menschen über Politik zu sprechen. An den Quartierumfragen traf ich zudem auf Anwohnende, die ich unter normalen Umständen nicht treffen würde.» Sie habe erkannt, dass sich die SP «um Inhalte kümmert, die bewegen». Brechbühlers Fazit: «Es war auf jeden Fall eine bereichernde Erfahrung.»
von Daniel Vonlanthen, Vorstandsmitglied SP Bern-Nord