für alle statt für wenige

Gute «Tempo 30»-Politik in Gefahr


Im Oktober 2017

In unserem Stadtteil Breitenrain-Lorraine ist die Lebens- und Wohnqualität sehr hoch. Unter anderem auch dank einer Verkehrspolitik, die auf Tempo- und Lärmreduktion setzt. In den letzten Jahrzehnten sind auf Quartierstrassen zahlreiche Tempo 20 und 30-Zonen entstanden. Sie tragen wesentlich zu deutlich weniger Lärm und einem sicheren Strassenraum bei – gerade auch für Kinder und ältere Menschen. Nun soll auch auf gewissen Hauptstrassen das Tempo reduziert werden.

Effektive und kostengünstige Massnahme zur Lärmreduktion

Dies ist aber nun in Gefahr, weil auf Bundesebene Bestrebungen laufen, dass auf Hauptverkehrsachsen Tempo 30 einzig aus Sicherheitsgründen und nicht aus Lärmschutzgründen eingeführt werden darf. Dabei ist klar: Ob man sich an seinem Wohnort wohlfühlt und sich gerne auf den Strassen und Plätzen im Quartier aufhält, hat viel damit zu tun, wie hoch die Lärmbelastung durch den motorisierten Verkehr ist. Sinkt die Geschwindigkeit, reduziert sich der Strassenlärm, selbst wenn die Verkehrsmenge gleich bleibt. Tempo 30 ist also ein effektiver und vergleichsweise kostengünstiger Ansatz, um den Lärm an der Quelle zu bekämpfen.

Besserer Verkehrsfluss dank Temporeduktion

Für eine Wasserleitung gilt: Je schneller das Wasser durch sie hindurch fliesst, umso grösser ist die Wassermenge. Allerdings füllen Wassermoleküle jede Lücke restlos aus. Beim Mischverkehr mit Autos, Velos und Fussgängerinnen und Fussgängern sieht dies jedoch anders aus. Die Verkehrsteilnehmenden benötigen einen Sicherheitsabstand zueinander und werden zudem durch Ampeln und Fussgängerstreifen beeinflusst. Der Verkehrsfluss auf der Hauptverkehrsachse kann durch Tempo 30 optimiert werden. Dank weniger Staus gelangt auch der öffentliche Verkehr pünktlicher ans Ziel.

Weiter fördern statt ausbremsen

Temporeduktionen sind also nicht, wie oft behauptet, leistungsmindernd. Das gilt insbesondere auf stark befahrenen Strassen. Sie sind kein geschlossenes System, sondern bestehen aus Einmündungen, Kreuzungen, Grundstückzufahrten, Parkfeldern am Strassenrand und so weiter. Die Strasse wird zudem von Fussgängerinnen und Fussgängern gequert und im Verkehrsfluss bewegen sich auch Velofahrende. Dementsprechend oft wird gebremst, beschleunigt, abgebogen oder überholt. Es entsteht ein Ziehharmonika-Effekt mit Stauabschnitten und halb leeren Strassen. Auch unter dem Aspekt der Verkehrsverflüssigung gilt also: Tempo 30 macht Sinn und muss gefördert statt politisch ausgebremst werden.