für alle statt für wenige

Frauenstreik vom 14. Juni – auch in der Sozialen Arbeit!


Im Juni 2019

Die Soziale Arbeit als klassisches Feld der «Frauenberufe» – mit Männern in Führungsetagen.

von Annina Grob, Co-Geschäftsleiterin von AvenirSocial, dem Berufsverband Soziale Arbeit Schweiz

Bei AvenirSocial, dem Berufsverband der Sozialen Arbeit Schweiz, bekommen wir oft zu hören, dass die Gleichstellung in der Sozialen Arbeit aufgrund des hohen Frauenanteils bei der Beschäftigung doch sowieso umgesetzt sei. Dem ist keinesfalls so und unser Berufsfeld ist nicht gefeit vor Ungleichheiten auf Grund des Geschlechts.

Vier Fünftel der in der Sozialen Arbeit beschäftigten Personen sind Frauen. Die Berufe der Sozialen Arbeit sind somit klassische «Frauenberufe», was sich auf ihre gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Anerkennung (negativ) auswirkt. Gleichzeitig nehmen jedoch gemäss Bundesamt für Statistik (BFS, 2016), ein Jahr nach Bachelor-Studienabschluss einer Fachhochschule (FH) in Sozialer Arbeit 10 % weniger Frauen (13%) als Männer (22%) eine Führungsfunktion ein. Jahre später öffnet sich die Schere weiter: 22% der Frauen respektive 39% Männer arbeiten in Führungsetagen. 2014 standen zudem bei den grössten Einrichtungen des Sozialwesens zu ¾ Männer an deren Spitzen. Die Soziale Arbeit als klassisches Feld der «Frauenberufe» – mit Männern in Führungsetagen.

Auch bezüglich Lohngleichheit gibt es noch einiges zu tun: so verdient gemäss BFS eine Sozialpädagogin FH im Vergleich zu ihrem männlichen Kollegen im Schnitt 457 Franken weniger pro Monat. Der Lohnverlust für eine Sozialarbeiterin FH im Vergleich zu männlichen Kollegen beträgt 441 Franken oder für eine Kindererzieherin HF (höhere Fachschule) 421 Franken (Standardlohn gemäss Lohnrechner des BFS).

Und nach wie vor werden Frauen als besser geeignet für soziale Tätigkeiten angesehen.  Häufige Begründungsmuster beruhen auf Vorstellungen von Mütterlichkeit sowie der Betonung von Sorge- und Beziehungsaspekten. Schlussendlich sind auch die AdressatInnen der Sozialen Arbeit von geschlechtsspezifischen Ungleichheiten betroffen. So haben Frauen ein höheres Armutsrisiko, da es nach wie vor die Regel ist, dass sich die Frauen um die Kinder kümmern und auch öfters Teilzeit arbeiten. Hinzu kommt, dass Frauen häufiger Opfer von (sexueller) Gewalt sind.

Aus all diesen Gründen engagiert sich AvenirSocial für den Frauenstreik und publiziert Anfang Juni Forderungen aus Sicht der Sozialen Arbeit.

www.avenirsocial.ch
www.frauenstreik2019.ch

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