Im Oktober 2020
Der Ausblick von unserem Hausberg Gurten auf die Stadt Bern weckt meine Gedanken und Überlegungen zur Stadtentwicklung. Bern habe ich als historische, schmucke, relativ ruhige Stadt kennen gelernt. Rund um den Altstadtkern hat sich über die Jahre viel Neues entwickelt. Aus der Geschichte weiss ich, dass Bern schlimme Katastrophen – Brände und Überschwemmungen – überwinden musste. Die Aare schmückt die Stadt wie ein Brautgürtel, macht sie attraktiv. Seit 24 Jahren lebe ich nun hier. In dieser Zeit habe ich meine Stadt lieben und kritisieren gelernt, bin Augenzeuge vieler Veränderungen geworden.
Im Zuge des Bevölkerungswachstums entstanden zahlreiche neue Kaufzentren und Wohnungen; Kapital und Rendite blieben über Jahre treibende Kräfte der Stadtentwicklung. Die enorme Nachfrage nach Wohnraum und übersteigerte Renditevorstellungen haben die Mietpreise ins Unermessliche ansteigen lassen. Mit dem Resultat, dass für viele Mittelstandsfamilien, Alleinerziehende, Studenten, Arbeiter und Rentnerinnen – Menschen mit bescheidenem Einkommen – Wohnen unbezahlbar geworden ist. Miete, Krankenkassenprämien und Steuern sind die Hauptgründe für die zunehmende Armut in der Schweiz.
Diese Entwicklungen dürfen mir als Sozialdemokrat nicht egal sein. Ich will mithelfen, Massnahmen gegen Armut und Gentrifizierung der Wohnquartiere zu entwickeln. Die Stadt Bern hat mit ihrer Wohnstrategie wichtige Schwerpunkte gesetzt. Die SP Stadt Bern ihrerseits unterstützt mit ihren wohnbaupolitischen Grundsätzen Massnahmen, die allen den Zugang zu sicherem, bezahlbarem, durchmischtem und ökologisch nachhaltigem Wohnraum sichern. Zu einem bereichernden Quartierleben gehören auch soziale Begegnungsmöglichkeiten und solidarisches Handeln.
Viele traditionelle Läden, Cafés und Handwerksbetriebe haben gegenüber Grosskonzernen das Nachsehen. Die Stadt kann diesem Kleingewerbe – eine Bereicherung für unser Quartierleben – in Bewilligungsverfahren entgegenkommen.
Cemal Özcelik, Vorstandsmitglied SP Bern Nord, Stadtratskandidat